Geschwister fürs Leben? Liebe, Nähe und der ganz normale Streit

Geschwister fürs Leben? Liebe, Nähe und der ganz normale Streit

Ich sitze hier, schreibe den Blogartikel und denke darüber nach wie ich den Anfang gestalte... 
Meine ältere Tochter, 11 Jahre und Schwester einer 9 jährigen, sitzt neben mir und ich frage sie: „Liebst Du deine Schwester?“
Sie antwortet: „Na klar!
„Woran merkst Du das, was verbindet euch?“
„Weißt du Mama, wir streiten zwar viel (das kann ich bestätigen!!!), aber ich kann immer zu ihr kommen, sie ist für mich da und wir können Streitigkeiten danach lösen indem wir sprechen, auch wenn wir in dem Moment gemein zueinander waren. Außerdem erleben wir viele Dinge gemeinsam.“
Eine Frage blieb mir dann noch: „Was können wir als Eltern tun?“
Meine Tochter antwortet (ich verkürze es mal, denn es war eine lange Antwort): „Eine sichere Umgebung schaffen und dass keiner schlecht ist, nur weil er/sie eine andere Meinung hat.

Geschwister – sie sind unsere ersten Wegbegleiter, Spielkameraden, manchmal Rivalen, oft aber auch Vertraute fürs Leben. Die Bindung zwischen Geschwistern kann eine der stärksten und prägendsten Beziehungen sein, die ein Mensch erfährt. Jedes neues Familienmitglied bringt eine Veränderung mit sich und kann vor allem die kleinen Familienmitglieder aus der Bahn werfen, gebt ihnen Zeit einander zu wachsen und zu erkennen, dass es kein Rival ist. Doch wie entsteht diese besondere Verbindung? Was können Eltern tun, um sie zu stärken? Und was ist, wenn Geschwister trotz aller Bemühungen keine enge Bindung aufbauen?

Wie entsteht Geschwisterbindung?

Bindung ist ein dickes Tau. 🪢 Wenn es einmal aufgebaut ist, kann es stabil sein und nicht so leicht zerrissen werden. Die Bindung zwischen Geschwistern ist eine der frühesten und intensivsten Beziehung eines jeden Menschen und entwickelt sich nicht automatisch, sondern wächst mit der Zeit. Die Qualität hängt stark davon ab, wie sicher und stabil die primäre Bindung zu engen Bezugspersonen ist. Wenn Kinder sich sicher, geliebt und gesehen fühlen, sehen sie ihre Geschwister weniger als Konkurrenz. Sie wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:

  •  Frühe gemeinsame Erfahrungen: Schon in den ersten Lebensjahren erleben Geschwister Nähe, gemeinsame Routinen und Rituale, aber auch Herausforderungen, die sie zusammenschweißen können. Körperliche Nähe durch gemeinsames kuscheln und spielen fördert die Ausschüttung von Oxytocin, dem sogenannte Bindungshormon 🥰
  • Gemeinsame Bezugspersonen, die sie sicher und geliebt fühlen lassen 🧑‍❤️‍🧑
  • Temperament und Persönlichkeit: Jedes Kind ist einzigartig und individuell und darf  in seiner Persönlichkeit gesehen werden. Manche Kinder fühlen sich sofort eng verbunden, andere brauchen mehr Zeit oder sind grundsätzlich eigenständiger. Jeder ist gut so wie er ist! ⏳
  • Erfahrungen innerhalb der Familie: Wie Konflikte gelöst werden, ob jedes Kind sich gesehen und geliebt fühlt und wie fair mit Geschwistern umgegangen wird, beeinflusst die Beziehung nachhaltig. 💬

Die besten Kinderbücher für Geschwister:

Die Rolle der Eltern bei der Geschwisterbindung 🧑‍🧑‍🧒‍🧒

  • Wir Menschen kommen als Beziehungswesen zur Welt und sind auf enge Bezugspersonen angewiesen, die sie in ihrer Entwicklung unterstützen. Sie dürfen ein sicheren Hafen bereitstellen, in dem sich jedes Kind auf seine Weise entfalten darf. Eltern und enge Bezugspersonen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass sich zwischen ihren Kindern eine enge Verbindung entwickelt. Hier sind einige Impulse:
  • Gleichwertigkeit: Jedes Kind ist einzigartig und hat den gleichen Wert wie jeder  Andere verdient. Es sollte in seiner Individualität gesehen werden. Liebe und Aufmerksamkeit gerecht zu verteilen, bedeutet nicht, alles gleich zu machen. Vergleiche sollten vermieden werden
  • Gemeinsame Erlebnisse schaffen: Ob Vorleserituale, Spiele oder gemeinsame  Ausflüge – schöne Erlebnisse stärken das „Wir-Gefühl“. Ein Tipp zu den Spielen: Gibt es viel Streit und Konkurrenzdenken, dann gibt es Spiele, wo keiner gewinnen oder verlieren kann. Es wird gemeinsam auf ein Ziel hingearbeitet.
  • Zusammenhalt fördern: Sätze wie „Ihr seid ein Team“ oder „Ihr helft euch  gegenseitig“ können das Bewusstsein stärken, dass sie aufeinander zählen können.
  • Streit nicht sofort unterbinden, sondern Empathie fördern: Konflikte gehören dazu.  Kinder lernen dabei wichtige soziale Fähigkeiten wie Kompromisse zu schließen und Perspektiven zu wechseln.
  • Vorbild sein: Der Umgang der Eltern mit Konflikten, Wertschätzung und  Zusammenhalt prägt, wie Geschwister ihre eigene Beziehung gestalten.

Aber: Es gibt keine Garantie für eine enge Bindung

So sehr sich Eltern auch bemühen – nicht alle Geschwister werden beste Freunde. Manche entwickeln eine enge, liebevolle Verbindung, andere bleiben eher distanziert. Das kann an unterschiedlichen Lebenswegen, Charakteren oder auch an familiären Dynamiken liegen. Und das ist okay. Eine weniger enge Beziehung ist nicht zwangsläufig ein Zeichen für fehlende Liebe oder Wertschätzung.

Geschwisterstreit. -  Wie viel ist zu viel?

Geschwisterstreit – ganz normal und sogar wichtig!

7 x Streit in einer Stunde sind, laut einer Studie, normal⚡️

Konflikte sind häufig negativ behaftet. Sie wollen vermieden und schnell unterbunden werden, dabei ist es wichtig daran zu wachsen. Streit in der Familie und zwischen Geschwistern ist unvermeidlich. Und das ist auch gut so! Denn gerade im Streit lernen Kinder, ihre Grenzen zu setzen, Lösungen zu finden und Emotionen zu regulieren. Gute Übungen für den Rest des Lebens. Wichtig ist, dass Eltern nicht jeden Konflikt bewerten oder sofort eingreifen. Stattdessen können sie ihre Kinder altersentsprechend ermutigen, selbst Lösungen zu finden, und sie dabei unterstützen, Streit fair auszutragen. Jeder handelt aus seinen emotionalen Grundbedürfnissen (Sicherheit, Autonomie, Verbindung und viele mehr) und genau dort möchten Kinder gesehen und unterstützt werden, auch wenn jemand anderes in dem Moment ein anderes Bedürfnis hat.

Wann sollten Eltern eingreifen?❤️‍🩹

  • Wenn Streit eskaliert: Schlagen, Beißen oder massives Beleidigen
  • Wenn immer das gleiche Kind nachgibt: Manchmal übernimmt ein Kind ständig die  Rolle des „Friedensstifters“, was langfristig belastend sein kann.
  • Wenn ein Kind ausgeschlossen wird

Eltern haben in diesem Moment die Rolle eines Mentors, nicht eines Richters. Jedes Bedürfnis darf betrachtet werden, um eine gemeinsamen Weg zu finden. Ich möchte hier auch betonen, dass auch die Bedürfnisse der Eltern wichtig sind und vertreten werden dürfen.

Fazit

Die Geschwisterbindung ist eine besondere und oft lebenslange Beziehung. Eltern können sie durch Liebe, Wertschätzung und gemeinsame Erlebnisse stärken – aber erzwingen lässt sie sich nicht. Und auch wenn Streit dazugehört, liegt in ihm oft die Chance, sich als Geschwister besser kennenzulernen und über die Jahre hinweg eine starke Verbindung aufzubauen. Denn am Ende geht es nicht darum, immer einer Meinung zu sein, sondern darum, zu wissen: Da ist jemand, der mich kennt und begleitet – ein Leben lang.

 

Über die Autorin dieses Artikels:

Vanessa Cristalli ist bindungs- und beziehungsorientierte Eltern- und Familienberaterin nach Katia Saalfrank®. Als Mutter von zwei Töchtern hat sie eigene Herausforderungen in der Familienzeit erlebt und gelernt, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen. Durch ihre umfassende Ausbildung in Bereichen wie BabySteps®, Kangatraining® und Schlafberatung unterstützt sie Familien traumasensibel dabei, ihren individuellen Weg zu finden. Mit ihrem Herzensprojekt "Lieblingsmensch" möchte sie Eltern begleiten und ihnen helfen, eine starke und liebevolle Bindung zu ihren Kindern aufzubauen.

MEHR ÜBER VANESSA UND IHR HERZENSPROJEKT LIEBLINGSMENSCH
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Entdecke hier unseren Beitrag zum Thema "Geschwisterkind werden":
Die Geschwisterbindung stärken im Alltag ist eine der wichtigsten Aufgaben, die Eltern begleiten. Um eine enge Geschwisterbeziehung zu fördern, können einfache, aber wirksame Tipps für eine enge Geschwisterbeziehung helfen. Besonders im Kindesalter stellt sich oft die Frage: Wie fördert man die Geschwisterliebe? Der Schlüssel liegt darin, Geschwister liebevoll miteinander wachsen zu lassen und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse zu respektieren. Dabei ist es wichtig, Geschwisterstreit und Konflikte nicht nur als negative Erlebnisse zu sehen, sondern als Gelegenheit, ihre Beziehung zu stärken. Oft entstehen Geschwisterstreit und Konflikte durch Missverständnisse oder Eifersucht. Hier kommt es darauf an, Geschwisterstreit zu lösen, ohne zu schimpfen, sondern durch eine ruhige und respektvolle Kommunikation. Besonders bei Eifersucht zwischen Geschwistern sollten Eltern die Situation ansprechen und gemeinsam Lösungen finden, die die Geschwisterbeziehung fördern trotz Eifersucht. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Verhalten von Geschwistern bei Streit im Kindesalter zu beobachten und zu verstehen. Oft ist der Grund für häufige Konflikte zwischen Geschwistern in unterschiedlichen Entwicklungsphasen zu finden. Wenn Konflikte entstehen, ist es wichtig, Geschwisterkonflikte richtig anzusprechen und zu lösen, um Missverständnisse zu vermeiden und die Beziehung zu stabilisieren. Eltern sollten stets darauf achten, ihre Kinder ohne Vergleiche zu erziehen, da dies zu unnötigem Wettbewerb und negativen Gefühlen führen kann. Geschwister erziehen ohne Vergleiche anzustellen, stärkt das Vertrauen und die Zusammenarbeit zwischen den Kindern. Eine konstruktive Konfliktlösung zwischen Geschwistern ist ebenfalls von großer Bedeutung, um eine harmonische Beziehung zu gewährleisten. In einem Ratgeber zu Geschwisterstreit lernen Eltern, wie sie Geschwisterstreit vermeiden und beheben können, ohne dass dabei die familiäre Harmonie gefährdet wird. Die Geschwisterbeziehung bei mehreren Kindern verbessern erfordert Geduld und Verständnis. Wenn Eltern gezielt auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen und sie dabei unterstützen, ihre Konflikte selbst zu lösen, wird die Geschwisterbindung langfristig gestärkt. So können Eltern sicherstellen, dass ihre Kinder auch in schwierigen Zeiten aufeinander zugehen und ihre Geschwisterliebe weiter wachsen kann.

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