Mit Kindern über Tod und Sterben sprechen!

Wie spreche ich mit Kindern über das Thema Tod und Sterben?

Das Thema Tod und Sterben ist eins, was uns alle in unserem Alltag unweigerlich irgendwann einholt. Bei manchen vielleicht durch ein Haustier, die Großeltern, jemanden im Freundes-, Bekannten- oder Familienkreis oder auch durch die Medien, in denen das Thema Tod leider viel zu häufig vertreten ist. Es kann helfen, sich als erwachsene Person bereits vorher mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben, um so zum einen die eigenen Gefühle ein wenig besser im Griff zu haben und zum anderen eine Art Fahrplan an der Hand, wie man solch ein großes Thema besprechen möchte. Dabei wollen wir euch hier unterstützen, ein wenig Orientierung geben und dabei auch geeignete Kinderbücher über Tod und Trauer vorstellen. Wie genau ihr das Thema dann in eurer eigenen Familie besprecht, ist individuell und hängt von euren und den Bedürfnissen eurer Kinder ab.

1. Warum es wichtig ist, mit Kindern über den Tod zu sprechen

Als Eltern möchten wir unser Kind am allerliebsten vor jedem Schmerz und Frust bewahren. Wir wollen sie behütet wissen und ihnen eine Kindheit in Leichtigkeit ermöglichen. Leider ist das nicht immer möglich. Das Thema Tod und Sterben schleicht sich für viele ganz einfach an und man kann nichts dagegen tun. Manchmal kommt der Tod durch Alter und Krankheit langsam und schleichend. Manchmal durch einen Unfall ganz plötzlich und unerwartet. Früher oder später jedoch erlebt wohl jeder Mensch Verluste.

Bei Kindern ist das Interesse an Leben und Tod noch ganz natürlich und unbelastet. Sie wollen die Welt begreifen, verstehen und dazu gehört auch, den Kreislauf von Leben und Sterben zu verstehen. Daher kann bereits im Kindergartenalter durch Bilderbücher über das Thema gesprochen werden. Oder auch durch reale Begebenheiten im Alltag, z.B. wegen eines toten Tiers im Garten oder beim Spaziergang. Kinder haben oft Fragen und ganz eigene Vorstellungen und gehen auch je nach Alter unterschiedlich damit um. 

Den Tod erst dann zu thematisieren, wenn ein geliebter Mensch oder Tier stirbt, kann für Kinder überwältigend sein. Sie sind in diesem Moment nicht nur mit dem Verlust selbst konfrontiert, sondern auch mit all den Fragen, Ängsten und Unsicherheiten, für die ihnen die Vorbereitung fehlt. Alles ist neu, fremd und oft beängstigend.

Wenn Kinder jedoch schon vorher altersgerecht erfahren, was der Tod bedeutet, verlieren viele Ängste ihren Schrecken. Sie lernen, dass Abschiede zum Leben dazugehören – traurig, ja, aber nicht unverständlich und nicht unüberwindbar. Dieses Wissen gibt ihnen Sicherheit, wenn sie tatsächlich mit Trauer konfrontiert werden.

Frühzeitige Gespräche schaffen Sicherheit. Kinder entwickeln ein erstes Verständnis dafür, was Leben und Sterben bedeuten, und wissen, dass sie mit ihren Fragen nicht allein sind. Wer in ruhigen Zeiten miteinander über den Tod sprechen kann, muss im Ernstfall nicht erst mühsam Wege finden, um über Schmerz und Verlust zu reden – sie sind bereits angelegt.

Eltern helfen ihrem Kind dadurch nicht nur, besser vorbereitet zu sein, sondern auch Vertrauen ins Leben und in die Begleitung durch geliebte Menschen zu entwickeln – selbst dann, wenn das Leben schwer wird.

Trauerbewältigung für Kinder

2. Do’s & Don’ts: Mit Kindern über den Tod sprechen

Do’s - Was hilft:

• 💬 Offene, ehrliche und altersgerechte Sprache: Kinder brauchen klare, einfache Erklärungen. Bei einem konkreten Anlass: Sag, was passiert ist, ohne verwirrende Umschreibungen.

Raum für Fragen geben: Lass dein Kind fragen, was es wissen will – auch wenn die Antworten manchmal schwerfallen.

• 🌸 Gefühle zulassen: Zeige deine eigene Trauer ruhig. So lernt dein Kind, dass Traurigkeit normal und erlaubt ist. Auch Wut kommt häufig auf. Alle Gefühle dürfen sein und müssen gefühlt werden. 

❤️🩹 Sicherheit vermitteln und Nähe bieten: Mach deutlich: Auch wenn der Tod zum Leben gehört, sind sie geliebt, beschützt und nicht allein. Gerade jetzt kann viel Nähe helfen.

🕯️ Rituale anbieten: Gemeinsames Erinnern, Kerzen anzünden oder Abschiedsbriefe schreiben kann Kindern helfen, Gefühle auszudrücken. Erinnerungskisten, Fotoalben oder andere Rituale, da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, können ebenfalls hilfreich sein.

🗣️ Wiederholt anbieten, zu reden: Kinder verarbeiten Trauer in Wellen – es kann sein, dass sie später wieder Fragen haben.

Don’ts – Was besser vermieden wird:

🧠 Metaphern,Verharmlosungen oder Beschönigungen: Aussagen wie “Oma schläft jetzt für immer” können Angst vor dem Einschlafen hervorrufen. Oder „Opa ist nun auf einer langen Reise“ macht den Kindern die Endgültigkeit des Todes nicht klar. 

🤫 Ausweichen oder Tabuisieren: Wenn Kinder merken, dass Erwachsene nicht reden wollen, fühlen sie sich mit ihren Sorgen allein.

🌀 Überfordern mit zu vielen Details: Antworten sollten ehrlich, aber dem Alter entsprechend knapp sein.

😱 Eigene Ängste ungebremst übertragen: Kinder spüren emotionale Überforderung. Es ist okay, selbst traurig zu sein – aber starke Panik oder Hilflosigkeit sollte lieber mit anderen Erwachsenen geteilt werden.

🧸 Schnelle Ablenkung: Sätze wie “Ach, das wird schon wieder!” nehmen Kindern die Chance, wirklich über ihre Gefühle zu sprechen. Gefühle müssen gefühlt werden.

3. Unsicherheiten in Bezug auf das Thema Tod und Sterben

Auch wenn es keinen aktuellen Trauerfall gibt, kann es Eltern schwerfallen, mit dem Kind über Tod und Sterben zu sprechen. Oft sind es eigene Ängste, alte Erfahrungen oder die Sorge, etwas falsch zu machen, die Hemmungen auslösen. Viele fragen sich: Muss ich mein Kind wirklich jetzt schon mit so einem schweren Thema belasten?

Es ist wichtig zu wissen: Man muss keine perfekten Antworten haben, um mit Kindern über den Tod zu reden. Eltern dürfen sich unsicher fühlen, nach Worten suchen, selbst betroffen oder nachdenklich sein. Gerade wenn kein akuter Anlass besteht, kann ein ruhiges, ehrliches Gespräch sogar leichter fallen – weil weniger akuter Schmerz im Raum steht.

Zeigen Eltern, dass auch sie Fragen haben oder nachdenken müssen, vermitteln sie ihren Kindern etwas Wertvolles: Dass Unsicherheit zum Leben dazugehört – und dass es mutig ist, sich trotzdem schwierigen Themen zuzuwenden.

Kinder profitieren nicht von perfekt geführten Gesprächen – sie profitieren von ehrlichen, liebevollen Begleitern.

Gibt es dann einen konkreten Trauerfall, wird das ganze nicht einfacher. Für viele Eltern ist es eine große Herausforderung, mit ihren Kindern über den Tod zu sprechen – nicht nur, weil sie die richtigen Worte suchen, sondern auch, weil sie selbst mit eigenen Ängsten, Trauer oder Unsicherheiten ringen. Und es in ihrer Vergangenheit wahrscheinlich auch keine guten Vorbilder für solche Gespräche gab.

Das ist völlig normal: Niemand muss perfekt vorbereitet oder völlig gefasst sein, um mit seinem Kind über Abschied, Verlust und Tod zu sprechen. Es darf schwerfallen. Es darf ratlos machen. Und es ist in Ordnung, wenn Tränen fließen. Gerade indem Eltern ihre eigene Verletzlichkeit zeigen, vermitteln sie eine wichtige Botschaft: Gefühle wie Trauer, Angst oder Hilflosigkeit gehören zum Leben dazu – und dürfen gesehen und geteilt werden. Kinder lernen dadurch, dass auch schwere Gefühle nicht isolieren müssen, sondern Nähe schaffen können.

Wenn die eigene Unsicherheit sehr groß ist oder die Trauer überwältigend, ist es ein Zeichen von Stärke, sich Unterstützung zu holen – bei Freunden, in einer Trauerbegleitung oder durch passende Literatur. Niemand muss solche Gespräche ganz alleine bewältigen. Selbstfürsorge und Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen, ist nicht nur eine Erleichterung für die Eltern selbst, sondern ein starkes Vorbild für die Kinder: Sich Hilfe zu holen ist mutig – und vollkommen in Ordnung.

4. Geeignete Kinderbücher über Tod und Sterben:

Trauer in der Familie / Verlust der Großeltern:


Trauer um ein Haustier:


Sachliche Kinderbücher über Tod und Trauer:


Weitere tolle Kinderbücher über Tod und Trauer:

Dieser Beitrag wurde für dich geschrieben von:

  • Kinderbuchexpertin und Pädagogin

    Thea ist als Kinderbuchexpertin im Räuberfuchs tätig und verfasst Blogpostings und unterstützt bei Beratungen. Dabei bringt sie nicht nur viel Leidenschaft für gute Kinderbücher mit, sondern auch ihre Expertise als Pädagogin und Mama.

    Lieblingsbuch: Körper sind toll

    Mehr von Thea ...

Einen Kommentar hinterlassen