Medien(zeit) - wie finde ich meinen eigenen Weg? Und wie erkläre ich den dann meinem Kind?

Medien(zeit) - wie finde ich meinen eigenen Weg? Und wie erkläre ich den dann meinem Kind?

Medien und Medienzeit sind Themen, die Eltern immer wieder begegnen. 

Wie viel ist in Ordnung? Was ist zu viel? Welche Art von Medien sind ok? Was überfordert mein Kind vielleicht? Muss ich immer dabei sein? Was kann ich meinem Kind zumuten? Macht es mich zum schlechten Elternteil, wenn ich meinem Kind Medienzeit erlaube? Was ist mit den Augen - werden die geschädigt? Hat es andere Auswirkungen? Findet mein Kind dann anderes Spielzeug langweilig? Kann es süchtig nach Medien werden? Und wenn ich mir das alles beantwortet habe und meinen Weg weiß, wie erkläre ich das alles meinem Kind?

Fragen über Fragen und nicht immer eine eindeutige und leichte Antwort.

Ich möchte euch im folgenden Text ein paar Impulse bieten. Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit. Ohne dass es einen richtigen Weg gibt. Jede Familie muss ihren eigenen Umgang entwickeln und niemand kennt die Gründe für die Medienzeitregeln anderer Familien. Deswegen ist es auch wichtig, andere für einen vom eigenen Weg abweichenden Umgang mit Medien nicht zu verurteilen. Wir können immer nur auf uns selbst schauen. 

Was bleibt ist ein Thema, das Gemüter erhitzt und oft auch viele Schuldgefühle mit sich bringt. Schon bei einer recht frühen U-Untersuchung erhielt ich einen Flyer von unserem Kinderarzt zu Bildschirmfrei unter 3. Schön und gut - und nun? Ist das realistisch? Und ist es notwendig? Was mache ich mit einem U3 Kind, was ältere Geschwister hat, die bereits Medienzeit bekommen? 

Warum Handy, Fernseh- und Computerverbot, als Strafe nicht mehr zeitgemäß sind, erklärt dieses Buch:

Kindheit ohne Strafen Neue wertschätzende Wege für Eltern, die es anders (1)

 

Wie so oft, ist es wohl auch bei Medienzeit eine Frage der Dosis. "Ein Kind, das ohne Gespräche, ohne Kuscheln, ohne Vorlesen, ohne Spielen und ohne Naturerfahrung quasi allein vor nicht kindgerechten Sendungen aufwächst, hat ein echtes Problem. Umgekehrt kann ein Kind, das in einem liebevollen, kommunikativen Elternhaus mit vielfältigen Sinneserfahrungen groß wird, also im Alltag jede Menge spielt und liest und singt und lacht und buddelt und backt und rennt kaum so viel "Bobo Siebenschläfer" gucken, als dass ihm das schaden könnte." (aus: Bindung ohne Burnout von Nora Imlau, S.147f). Nora Imlau sagt noch viele weitere schlaue Dinge zum Thema Medien und vielen weiteren Themen in Bindung ohne Burnout - klare Leseempfehlung! 

Elternratgeber: Bindung ohne Burnout

Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft

Fest steht, dass heutige Eltern sich ganz anders mit den Themen Medien, Smartphone und kindgerechten Apps beschäftigen müssen, als vorherige Generationen. Die heutigen Kinder wachsen mit anderen Medien und Möglichkeiten auf. Das Smartphone der Eltern gehört zum Alltag. (BUCHEMPFEHLUNG: Ich sehe was, was ihr nicht seht.) Es gibt Tablets, viele verschiedene Kindersendungen, Apps, Spiele. Und nicht nur die Auswahl zwischen Sesamstraße und Sandmännchen, wo nach einer Folge automatisch Schluss ist. Sondern immer direkt eine nächste Folge oder etwas neues in der App zu entdecken. Das macht das Abschalten natürlich viel schwieriger für die Kinder. Wie es dann zukünftig aussehen wird, wo zur Medienkompetenz auch der Umgang mit KI und das Entlarven von Fakenews gehören wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Wie nun also diesem mit Angst und Schuld besetzten Thema begegnen?

6 Impulse zur Regelung der Medienzeit

1️⃣ Zum Einen gibt es Richtlinien für die Dauer, die Kinder je Alter mit digitalen Medien verbringen sollten. Richtlinien - Anhaltspunkte - keine starren Regeln. Da kann sich also grob dran orientiert werden. Es sollte aber nicht zu einer Verstärkung der Schuldgefühle führen, wenn die Richtwerte manchmal mehr, manchmal weniger überschritten werden. Wichtig ist: das eigene Kind im Blick behalten. Niemand von außen kann sagen: "Nach xx Minuten schädigt Serie schauen." Die Kinder zeigen es uns selbst oft recht deutlich, ob die Medienzeit passt, wenn wir sie genau beobachten. So kann es auch sein, dass eine Zeit lang Dauer x vollkommen ok war, mein Kind nun aber eher unruhig und unausgeglichen wirkt und es vielleicht eher mit Dauer y probiert werden sollte. Also: Kind im Blick behalten, ggf. Zeiträume und auch Zeitpunkt anpassen. Nachmittags geht Dauer x vielleicht. Zu nah an der Schlafenszeit braucht es vielleicht eher Dauer z. 

2️⃣ Es macht einen Unterschied, was geguckt wird. Es gibt auf dem Markt solche und solche Medien. Es macht etwas aus, ob der Zugang zur ganzen Welt von YouTubeKids offen steht oder eine bestimmte vorausgewählte Serie geschaut wird, die im besten Fall noch auf ruhigeren Input und nicht zu schnelle Bildwechsel achtet. Aber auch für Serien mit sehr schnellen Bildwechseln kann es individuell Gründe geben, zum Beispiel wenn das Kind eher ausgeschlossen werden würde, weil es die bestimmte Serie als einziges nicht kennt. Dann umso besser aufs Kind schauen. 

3️⃣ Drüber reden ist wichtig. Fragt eure Kinder, was sie geschaut haben, wenn ihr nicht sowieso daneben gesessen und mitgeschaut habt. Und selbst dann fragt auch. Gebt den Kindern die Möglichkeit, das Geschaute zu verarbeiten, darüber zu sprechen, ggf Nachfragen zu stellen. So bekommt ihr auch schneller mit, wenn etwas vielleicht nicht mehr gut passt. 

4️⃣ Konkrete Tipps in der Kommunikation mit einem Kind könnten sein, die Medienzeiten vorab in einem Wochen- oder Tagesplan zu visualisieren. Dann ist klar, an welchen Tagen etwas geschaut werden darf und wann nicht. Außerdem kann der Zeitraum vorher festgelegt werden, ein Timer gestellt (Wecker, Handy) und im besten Fall durch eine "Visualisierungsuhr" (Timetimer oder ähnliches) gezeigt werden, wie lang der Zeitraum ist. Diese "runterlaufenden" Uhren helfen Kindern dabei, ein Gefühl für Zeiträume zu erlangen. Außerdem helfen solche Dinge von außen oft mehr, den Fernseher auszuschalten, als wenn das Elternteil es einfach nur sagt. Bei letzterem wirkt es für das Kind häufig willkürlich. Durch einen Timer ist es von außen festgelegt. Wichtig: Passt den Timer an das Ende der Folge an. Statt Timer klappt auch: Anzahl der Folgen festlegen. 

5️⃣ Wenn das Ausschalten mit den Tipps aus dem vorherigen Punkt trotzdem nicht gelingt, kann es helfen, sich konkret zum Kind zu begeben, kurz mitzuschauen, ins Gespräch über das Gesehene zu kommen und die Aufmerksamkeit des Kindes dann mehr und mehr umzulenken.  

6️⃣ Eine weitere Idee sind Bücher oder Hefte, die zu den Bildschirminhalten passen. Entweder als Alternative zum Schauen oder im Anschluss als Hilfe, wieder auszuschalten. So nach dem Motto, statt eine Folge Bluey zu schauen, ein bisschen mit Bluey und Bingo zu stickern? Vorschläge für solche Bildschirmmedienbasierten Bücher kommen nun:

Unsere Buchempfehlungen:

Geschichten, Malen, Rätsel, Spiel- und Spaß aus der Welt von Bluey:

 

Checker Tobi:

Checker Tobi Checker Tobi - Der große Demokratie-Check: Wahlen, Parlamente, Kinderrechte – Das check ich für euch

Pettersson und Findus:

 

Mira und das fliegende Haus:

(hier gibts auch den kostenlosen Podcast als Alternative zu Bildschirmmedien)

Peppa Wutz:

Nelson 9783845126920 Peppa Wutz Gutenachtgeschichten: Das ultimative Vorlesebuch Mit mehr als 30 Geschichten (2)

 

Ich möchte nochmal auf die einleitenden Fragen zurückkommen.

Wie viel ist in Ordnung? Was ist zu viel? Das ist individuell von Familie zu Familie, von Kind zu Kind und auch von Tag zu Tag unterschiedlich. Bin ich als Elternteil gerade richtig am Ende meiner Kräfte, dann kann ich Medien ohne schlechtes Gewissen als Entlastung einsetzen (und mich gleichzeitig bitte langfristig um mich kümmern!). Hab ich mehr Energie und kann mit meinem Kind lesen, spielen, auf den Spielplatz und die Medien bleiben aus oder nur kurz an, dann mache ich das.

Welche Art von Medien sind ok? Was überfordert mein Kind vielleicht? Auch hier kann eine Antwort nicht pauschal gegeben werden. Gut aufs Kind schauen, spezielle Kindermedien nutzen und vorher informieren bzw. selbst reinschauen. Beispiele von uns privat: Am Anfang gab es Filmchen aus der Elefanten-App. Später Bluey. Jetzt laufen vor allem "Wilde Tierwelt mit Anna, Nina und Pia" und die "Checker-Reportagen" in der Ard-Mediathek. Am Tablet nutzen wir gerne Lernspiele.

Muss ich immer dabei sein? Was kann ich meinem Kind zumuten? Dabeisein ist toll! Es ist aber auch in Ordnung, in der Zeit was anderes zu tun. Pause oder Haushalt. Solange ich mein Kind eben prinzipiell im Blick habe.

Macht es mich zum schlechten Elternteil, wenn ich meinem Kind Medienzeit erlaube? Klares Nein.

Was ist mit den Augen - werden die geschädigt? Hat es andere Auswirkungen? Nein, außer es gibt bei euch nichts anderes als Bildschirmmedien mit super schnellen Bildwechseln.

Findet mein Kind dann anderes Spielzeug langweilig? Das würde mich wundern. Es kann aus der Verarbeitung von Medien auch richtig schönes freies Spiel entstehen, wenn Inhalte nachgespielt werden.

Kann es süchtig nach Medien werden? Sicherlich. Da liegt es eben an uns Eltern, den Rahmen zu stecken, gut aufzupassen und auch auf uns selbst und unseren eigenen Umgang zum Beispiel mit unserem Smartphone zu schauen. Von einer moderaten Nutzung mit vielen anderen Alternativen im Alltag entsteht jedenfalls keine Sucht.

Und wenn ich mir das alles beantwortet habe und meinen Weg weiß, wie erkläre ich das alles meinem Kind? Zu dieser Frage habe ich oben bereits viele Impulse gegeben. Abschließend möchte ich dazu sagen, dass es Phasen geben wird, da versteht das Kind es mehr, kooperiert mehr und Phasen, in denen nach dem Ausschalten ein Gefühlsgewitter folgt. Das muss ich dann als Elternteil begleiten und liebevoll alternative Beschäftigen bieten.

Wie du Wut und starke Gefühle begleiten kannst:

Medienkonsum bei Kindern – Wie viel ist gesund? In der heutigen digitalen Welt spielt der Medienkonsum bei Kindern eine immer größere Rolle. Viele Eltern fragen sich: Wie viel Bildschirmzeit ist für 3-Jährige angemessen? Gibt es Richtlinien für Medienzeit bei Kindern, und wie wirkt sich das auf ihre Entwicklung aus? Studien zeigen, dass ein bewusster und altersgerechter Umgang mit Medien entscheidend ist. Empfohlene Bildschirmzeit für Kinder nach Alter Viele Experten geben Empfehlungen zur empfohlenen Bildschirmzeit für Kinder nach Alter. Besonders im Kleinkindalter ist es wichtig, genau darauf zu achten, wie viel und welche Medien konsumiert werden. Aber Medienkonsum im Kleinkindalter – worauf achten? Eltern sollten darauf achten, dass ihr Kind nicht zu lange vor dem Bildschirm sitzt und stattdessen aktiv spielt oder sich bewegt. Mit dem Schuleintritt verändert sich der Medienkonsum erneut. Doch Medienkonsum in der Grundschule – Tipps für Eltern sind essenziell, um einen gesunden Umgang mit digitalen Inhalten zu fördern. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern feste Regeln aufstellen und sich fragen: Handy-Nutzung für Kinder – ab wann und wie lange? Hier gibt es keine allgemeingültige Antwort, da jedes Kind unterschiedlich mit Medien umgeht. Wie begrenze ich die Medienzeit meines Kindes? Eine der größten Herausforderungen für Eltern ist es, eine gute Balance zu finden. Wie begrenze ich die Medienzeit meines Kindes? Ein einfacher Trick ist es, feste Zeiten für digitale Medien festzulegen und Alternativen anzubieten. Denn sinnvolle Alternativen zu TV & Tablet für Kinder sind essenziell, um ein gesundes Maß an Bildschirmzeit zu gewährleisten. Dazu gehören zum Beispiel kreative Spiele, Basteln oder gemeinsame Aktivitäten draußen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die gemeinsame Mediennutzung. Gemeinsame Mediennutzung – Regeln für Familien helfen dabei, dass Kinder lernen, mit digitalen Inhalten bewusst umzugehen. Besonders wichtig ist die Auswahl geeigneter Inhalte, denn kindgerechte Medien – welche Apps & Filme sind geeignet? Es gibt zahlreiche lehrreiche Apps und Serien, die speziell für Kinder entwickelt wurden und spielerisch Wissen vermitteln. Digital Detox für Kinder – wie klappt das? Wenn Kinder zu viel Zeit mit digitalen Medien verbringen, kann ein bewusster Verzicht hilfreich sein. Digital Detox für Kinder – wie klappt das? Eltern können bestimmte medienfreie Zeiten einführen, zum Beispiel vor dem Schlafengehen oder während der Mahlzeiten. So lernen Kinder, dass digitale Medien nicht die einzige Form der Unterhaltung sind. Abschließend stellt sich oft die Frage: Ab wann sollten Kinder ein Tablet nutzen? Die Antwort hängt vom individuellen Kind ab. Experten empfehlen, dass Kleinkinder möglichst wenig Bildschirmzeit haben und erst im Vorschulalter gezielt mit digitalen Geräten in Kontakt kommen sollten. Ein bewusster Umgang mit Medien ist der Schlüssel. Auswirkungen von Medienkonsum auf Kinder können positiv oder negativ sein – entscheidend ist, dass Eltern ihre Kinder begleiten und ihnen helfen, digitale Medien sinnvoll zu nutzen.
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1 Kommentar

Vielen Dank für diesen Beitrag. Das ist aktuell voll mein Thema. Wir leben, eher unbewusst dieses “Bildschirmfrei unter 3”. Nein, diesen Flyer bekommen haben wir nicht ☺️ Eher kam es bislang für uns als Eltern einfach überhaupt noch nicht in Frage dass unser Kind Bildschirm- oder Medienzeit bekommt. Das wird natürlich nicht immer so bleiben und deshalb bereiten wir uns allmählich auf diese Themen vor und da kommt dieser Beitrag wie gerufen. Allerdings finde ich dass das Thema Medienzeit im Internet, welches meiner Meinung nach die meisten und größten Gefahren für unsere Kinder birgt zu kurz kommt. Bildschirmzeit, also Serien oder Filme schauen ist die eine Sache, das kann man ja gut im Rahmen und Blickfeld behalten. Aber mir graut es ehrlich gesagt davor wenn mein Kind ins Alter kommt wo soziale Medien interessant werden.

Christin

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